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Jahr 1997
hatten wir die Hündin von Freunden zur Urlaubspflege bei uns. Sie
war eine weiße Toypudel Dame und wurde genau in der Zeit als sie bei
uns war läufig. Wir hatten selbst noch einen schwarzen Toypudel
namens Bobby und meine Mutter rief bei den Bekannten an um ihnen zu
berichten, dass wahrscheinlich schon etwas passiert war. Zuerst
wollten diese bei deren Rückkehr die Babys "wegspritzen lassen".
Nachdem meine Mutter auf sie einredete, dass das doch schlimm wäre
und es ja eh nicht viele Babys geben werde, da es ihr erster Wurf
war (so die Info vom Tierarzt) und wir sämtliche Rüden übernehmen
würden, ließen sie davon ab. Sie haben sich auch ganz schnell auf
den Nachwuchs gefreut und wollten die Mädels behalten. Perfekt.
Am 1. September 1997 war es dann so weit. Es fielen zwei Babys. Ein
schwarzes Mädchen, das den Namen Tammy bekam und mein Harlekin Joey.
Da die Hundemutter Nancy bald nach der Geburt keine Milch mehr gab
und ihre Besitzer mit der Situation überfordert waren, zog Nancy
während der Aufzucht der Babys zu uns, damit meine Mutter ihnen alle
2 Stunden die Flasche geben konnte.
Tag und Nacht drehte sich nun alles um die zwei Würmchen. Bei Joey
war es eh etwas kritisch, da er quasi tot auf die Welt kam. Sein
Herz schlug nicht. Mein Vater, der anwesend war, beatmete ihn und
Nancy leckte ihn ins Leben zurück.
Aber die beiden wuchsen und gediehen.
Es war irgendwie von Anfang an klar, dass Joey mein Hund werden
würde. Wir hatten direkt einen Draht zueinander. Wir gehörten
einfach zusammen.
Es folgten viele wunderbare Jahre mit diesem einmaligen und tollen
Hund. Wir waren ein Herz und eine Seele, verstanden uns blind.
Wenn ich schlief und er was wollte, brauchte er mich nur anstarren.
Davon wurde ich wach. Es reichten auch manchmal nur Blicke und wir
wussten was wir voneinander wollten. Eine perfekte Einheit.
2004, Joey war gerade 7, kam allerdings ein Dämpfer. Ich wollte ihm
den Zahnstein entfernen lassen und im Rahmen der Voruntersuchung kam
heraus, dass er eine Herzklappeninsuffizienz hat. Also die
Herzklappe schloss nicht richtig beim Pumpen, da das Herz zu groß
war.
Diese Diagnose ließ mich in ein tiefes Loch fallen. Hatten wir doch
ein paar Jahre zuvor unseren Familienhund Bobby, Joeys Vater, an
genau diesem Leiden verloren.
Von da an musste Joey eine Menge Tabletten nehmen, konnte aber gut
damit leben. Im Herbst/Winter 2008 verschlechterte sich sein
Zustand. Im Winter wurde es dramatisch. Er hatte ein Ödem - eine
Wasseransammlung - im Bauch. Wir fuhren in die Kleintierklinik (die
man aus der Sendung "Menschen,
Tiere und Doktoren" kennt). Dort sprach uns ein Fernsehteam von VOX
an, ob sie uns mit der Kamera begleiten dürften. Ich stimmte zu und
es war eine interessante Erfahrung. Am 4. Februar 2009 wurde die
Sendung ausgestrahlt
(Bescheibung der Sendung von vox.de) .
In der Folge hieß es, Joey ginge es besser. Das war ca. 2 Wochen so
jedoch wurde es Ende Dezember schlimmer.
Am 29. Dezember 2008 beschloss ich dass es Zeit wäre ihn zu erlösen
weil es ihm sehr sehr schlecht ging. Am nächsten Tag um 14 Uhr
sollte mein Tierarzt kommen um Joey zu erlösen.
Jedoch um ca. 13 Uhr kippte Joey einfach um. Ich konnte ihn noch
auffangen bevor er den Boden berührte und setzte mich, mit ihm auf
dem Schoß auf mein Bett. Er begann zu zucken und nach Luft zu
schnappen.
Er kämpfte. Wollte noch nicht gehen. Ich redete ganz ruhig auf ihn
ein. Ich beruhigte ihn und mich, damit ich ihn nicht noch unnötig
aufregte. Ich hielt meine Hand auf seine Brust und betete laut, dass
sein Herz doch aufhören möge zu schlagen damit er nicht weiter
leiden müsse. Ich wollte ihm genau das immer ersparen! Sein Kopf
fiel hin und her - er wollte nicht gehen. Es war furchtbar.
Nach gefühlten 20 Minuten war es vorbei. Er japste noch ein paar mal
und dann ging er für immer.
Ich stand völlig neben mir. Was war gerade passiert? Das kann nicht
wahr sein!
Ich stand von meinem Bett auf und ging ins Badezimmer. Dort legte
ich ihn auf sein Lieblingskissen.
Ich legte mich zu ihm und weinte. Ich wollte schreien und nie wieder
aufhören. Meine Welt war zusammen gebrochen...
Ich hatte am Morgen noch mit einem Bestatter telefoniert. Ich wollte
Joey einäschern lassen. Den Gedanken nicht zu wissen was mit seinem
Körper passieren würde ertrug ich nicht.
Dieser sagte, ich müsse ihn abdecken, welches ich auch tat Und ging
danach wieder ins Wohnzimmer. Ich hatte mich äußerlich gefasst, aber
ich stand völlig neben mir. Das war alles sehr surreal für mich.
Um 14 Uhr klingelte mein Tierarzt. Ich sagte ihm was passiert war
und er ging wieder. Ich bin ihm heute noch dankbar, dass er mir
keine Fragen o.ä. gestellt hat. Ich konnte ja in dem Moment nicht
klar denken.
Die
Zeit bis abends gegen 20 Uhr der Bestatter kam, waren die längsten
Stunden meines Lebens.
Ich habe immer darauf gewartet, dass Joey Schwanz wedelnd ins
Wohnzimmer gelaufen kommt. Ich habe mehrmals nach ihm geschaut, weil
ich dachte ich habe mich vielleicht geirrt und er ist nicht tot. Ich
wollte es nicht wahr haben.
Als der Bestatter Joey mitnahm und ich danach allein war, fühlte ich
mich völlig einsam.
Keine Hundeseele an meiner Seite? Ich wusste nicht wie ich das
aushalten sollte....
Um mich abzulenken und aus meiner Verzweiflung heraus stöberte ich
in Internet-Kleinanzeigen.
Ich schaute ewig. So süße Welpen waren dort zu sehen und doch
interessierten sie mich nicht. Kein der der Hunde sprach mich an.
Ja, ja niedlich, aber halt nicht meins...
Doch dann stieß ich auf eine Anzeige...
Diese Anzeige heilte mich nicht von meiner Trauer aber sie war der
Beginn einer neuen Liebe.
Manche meinten es wäre viel zu früh früh für einen neuen Hund. Aber
ich habe viele Menschen kennengelernt die mich verstanden.
Manche meinten: "Du hast Joey jahrelang gepflegt, für ihn gesorgt,
um ihn gebangt. Gönne dir doch erstmal Ruhe..."
Aber ich wusste, dass ich unter gehen würde. Dass ich aus dem Loch
nie mehr raus käme.
Und dieser kleine Kerl, den ich dann bekam ist für mich ein
absolutes Himmelsgeschenk. Ich bereue es nicht ihn so schnell zu mir
geholt zu haben. Er ist das Beste was mir passieren konnte.
Anmerkung: Es fiel mir sehr schwer diesen Text zu schreiben. Der
Verlust ist für mich noch sehr hart. Und das zu verarbeiten wird
wahrscheinlich ewig dauern.
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